Sandra und Mario unterwegs auf Neuwerk



12. April 2002

(Bitte auf die Bilder klicken, um sie größer anzuschauen!)
Früh am morgen um halb sechs geht es von Düsseldorf los Richtung Cuxhaven. Wir sind nicht wirklich wach, aber um zehn müssen wir die Fähre erreichen. Dass um diese Zeit schon so viele Autos unterwegs sind?! Wo wollen die denn nur alle hin?
Neuwerk
Irgendwann geht auch die Sonne auf und es scheint noch mal ein sonniger Tag zu werden. Wir kommen gut durch bis Bremen. Dort landen wir erst mal im Stau. Ein wenig Panik kommt auf, dass wir vielleicht doch zu spät losgefahren sind, aber das Ganze entpuppt sich als halb so wild und wir kommen schnell durch. Nebelschwaden wabern auf den Wiesen neben der Autobahn, das sieht klasse aus. Riesige Windparks stehen hier im Norden. Ich stelle fest, dass der Wind wirklich eine wahnsinnige Kraft haben muss, um diese Windräder in Gang zu bringen. Kurz vor neun sind wir in Cuxhaven. Noch viel Zeit für einen Kaffee und Kakao bei "Wo Du gern ist, weil man gut isst..." *g*. Dann geht es los zum Hafen. Nach kleiner Konfusion, wo wir denn nun das Auto loswerden können, stellen wir fest, dass man direkt an der Anlegestelle parken kann. Allerdings nicht sturmflutsicher! Noch ein schneller Gang zum Geldautomaten (Cuxhaven ist ein hübsches Städtchen) besteigen wir dann die MS Flipper und starten bei strahlender Sonne Richtung Neuwerk. Nach etwa einer Stunde verlassen wir die Elbefahrrinne. Der Weg nach Neuwerk ist mit Hexenbesen abgesteckt, damit das Schiff den richtigen Priel findet. Ein Stück vom Weg ab, würden wir vermutlich auf einer Sandbank landen. Im Moment kann man sich nicht vorstellen, dass das Wasser an dieser Stelle in ein paar Stunden weg sein wird und mann dann zu Fuß zur Elbefahrrinne spazieren kann. (Dort soll man gut Bernstein finden können, das haben wir aber noch getestet.) Am Horizont kann man etwas die Vogelinsel Scharhörn erahnen und allmählich taucht auch Neuwerk mit seinem Leuchtturm am Horizont auf.
Fähranleger
Am Anleger steht ein Empfangskomitee bereit. Sprich die halbe Insel (34 Einwohner gibt es insgesamt) steht mit Traktor und Anhänger und sämtlichen Kindern parat, um vermutlich Waren von der Fähre abzuholen. Da das Schiff nur einmal am Tag kommt (bei ungünstigen Tidezeiten auch schon mal gar nicht), ist das wohl DAS Event am Tag. Zumindest im Früjahr noch, wenn noch nicht so viele Besucher bei Ebbe durchs Watt heranströmen. (ca. 185000 Touristen von April bis Oktober!!!)
Wir wandern nun erst mal zu "unserem" Leuchtturm. Neugierig, was uns da wohl erwarten wird. Langsam kommen wir näher. Schließlich landen wir auf einem kleinen Platz, links die Nationalparkstation, rechts Ottos Gartenlokal mit Tante Emma-Lädchen und vor uns der alte Leuchtturm in seiner ganzen Pracht:

Leuchtturm Neuwerk Wir erklimmen mit anderen Neugierigen, die den Leuchtturm wegen der Aussicht besuchen, die erste Treppe und landen erst mal in der Wohnung der Pächter. Von dort geht weiter in das nächste Wockwerk, wo auch unser Zimmer ist. Klo ist über den Flur und schräg gegenüber das gemütliche Frühstückszimmer. Neben uns ein weiteres Zimmer, das noch nicht bewohnt wird. Bad und Senatszimmer, als Aufenthaltsraum für alle, sowie zwei weitere Zimmer sind ein Stockwerk höher. Die Aussicht ist klasse.
Wind und Wetter werden uns hier nicht erwischen, die Mauern sind 2 Meter dick.
Da die Sonne so schön scheint geht es direkt auf eine erste Inselerkundung. Wir kommen bis zum Deich, wo wir es uns in der Sonne gemütlich machen und auch gleich wegdösen. War wohl doch etwas früh heute. :o) Der Postbote, der mit seinem Mofa über die Insel flitzt bis die Fähre wieder fährt (sonst kommt er auch mit dem Wattwagen) macht mich wieder wach. Mario kann einen Trecker nicht überhören.
Wir wandern gemütlich zurück in unseren Turm und machen erst mal ein ausgiebiges Nachmittagsschläfchen. So viel frische Luft sind wir nicht gewöhnt.
Am frühen Abend gucke ich aus dem Fenster und stelle fest, dass das ganze Wasser geklaut ist. Bis zum Horizont nichts als Watt. Wir beschließen vor dem Abendessen unsere neuen Gummistiefel einzuweihen und trauen uns ein paar Meter ins Watt raus. Ein paar dick eingemummelte Gestalten kommen uns auf zwei Wattwagen entgegen. Ob sich wohl auch jemand zu Fuß getraut hat?


Danach die Frage: Kann man mit Gummistiefeln ins Lokal? Wir denken uns, dass das hier wohl nicht weiter auffallen wird und gehen so in den Anker. Wir verspeisen leckere Süppchen, Mario ein riesiges Schnitzel und ich ein Fischerfrühstück (Spiegelei und Bratkartoffeln mit einem Berg Krabben). Köstlich!
Danach landen wir tatsächlich um halb zehn im Bett uns sind auch bald eingeschlafen. Sauerstoffschock??



13. April 2002

Brötchen und Kaffeeduft machen uns wach. Aus dem Frühstückszimmer klingt Geschirrgeklapper an unsere Ohren. Also stehen wir auch auf, und machen uns über das Frühstück her. Neugierig beäugen wir unsere Mitbewohner. Ein Päärchen kommt noch nach uns. Die zwei sind wohl gestern Abend mit dem Wattwagen gekommen, die anderen beiden hatten wir schon auf der Fähre gesehen.
Nach dem Frühstück gehts los zur ersten Inselerkundung. Ein netter Mitarbeiter in der Nationalparkstation gibt uns den Tipp nachmittags bei Flut Ost- und Nordvorland zu erkunden, da dann die ganzen Vögel an Land sind, die sonst bei Ebbe im Watt ihre Mahlzeiten suchen.
Inselkarte
Dazu muß man erklären, dass Neuwerk in zwei Bereiche eingeteilt ist. Den eigentlichen Inselkern umgibt der Winterdeich, hier stehen auch die Häuser, die Felder werden bearbeitet, bzw. jede Menge Pferde stehen auf den Weiden. Das Ost- und Nordvorland ist von einem kleineren Deich eingefasst und wird im Winter auch schon mal überflutet, diser Bereich gehört den unzähligen Vögeln. Jetzt im Frühjahr ist alles noch recht kahl, aber im Sommer müssen dort jede Menge Blumen blühen.
Auf der Karte kann man es sehen. Der hellgrüne Bereich ist die eigentliche Insel, die dunkelgrünen Flächen sind Ost- und Nordvorland. Insgesamt ist die Insel 4 qkm groß.
Wir machen zunächst eine Runde auf dem Winterdeich. Nichts als Landschaft und ein paar Häuschen. Ein großer Schwarm Ringelgänse grast auf einer Wiese. Sie rasten im April auf Neuwerk, bevor sie weiter nach Sibirien fliegen. Ein Besuch im Bernsteinzimmer (ein kleines Museum des Bernstein-sammelnden-Insellehrers) gelingt uns nicht, da es angeblich so voll ist. Nach einer Viertelstunde haben wir keine Lust mehr zu warten und gehen.
Neuwerk
Wir haben noch mal Glück mit dem Wetter. Es ist zwar sehr kalt und windig, aber es regnet nicht und ab und an kommt sogar die Sonne raus. Daher steht der großen Inselumrundung am Nachmittag nichts im Wege. Dick eingemummelt machen wir uns auf den Weg.
Mein neues Lieblingstier haben ich auch schnell entdeckt. Austernfischer. Lustige, laute Vögel sind die Hauptbewohner der Insel. ca. 2000 sind es zur Zeit. Eine Mitarbeiterin der Nationalparkstation erzählt mir am nächsten Tag, dass sie sie zählen mußte. :o) Angeblich keine Strafarbeit sondern wirklich notwendig. Im Nordvorland treffen wir auf einen riesigen Schwarm, den wir auch leider aufscheuchen, weil die Viecher mitten auf dem Weg sitzen. Der Farbe des Bodens nach, sitzen sie da öfter.
Austernfischer Austernfischer
Auf dem Weg nach Haus landen wir bei Kakao und Eiergrog mal wieder im Anker. Im Turm angekommen hält Mario ein Mittagsschläfchen und ich gehe auf Erkundungstour. Im Senatszimmer entdecke ich ein Gästebuch. Wir stellen bald fest, dass Übernachtungen im Leuchtturm DAS Hochzeitsgeschenk sind. Auch noch möglich als Geschenk zur Silberhochzeit, Geburtstag... Witzig. Wir schreiben rein, dass auch wir zu der Sorte mit dem Hochzeitsgeschenk gehören.
Zum Abendessen geht es wieder in den Anker. Nicht, dass es nur diesen geben würde,insgesamt sind es 5 Restaurants an der Zahl, aber es ist einfach lecker dort.
Und wieder übermannt uns das Sandmännchen und wir landen früh in unserem Betten.

14. April 2002

Am nächsten Morgen um 9 Uhr ist dann Wattwanderung angesagt. beim Frühstück müssen wir so leider etwas hetzen und auch vorher schon das Zimmer räumen. Aber wir können unsere Sachen im Turm lassen.
Mario Sandra
Draussen regnet es in Strömen. Trotzdem finden sich 6 Hartgesottene am Treffpunkt ein und mit dem beiden Mitarbeitern der Nationalparkstation geht es dann ab ins Watt. Und es kommen tatsächlich ein Wattwagen und eine Schulklasse zu Fuß bei dem Wetter von Cuxhaven rüber.
Wir lernen erst mal, was da alles so im Watt kreucht und fleucht. Variationen von Wattwürmern mal leichter mal nicht so leicht zu fangen und jede Menge Muscheln. Letztere werden dann auch einem unserer Mitwanderer zum Verhängnis. Er schlitzt sich den Stiefel an einem Exemplar auf und muß irgendwann das Wasser rausschütten. Wir anderen sind voll des Mitleids, denn das muß sooo kalt sein. Er stellt nur ganz trocken fest, dass der linke Fuß eh mit Waschen dran wäre und wandert tapfer weiter mit. Alle Achtung.
Da die Sicht nicht so toll ist, können wir nicht so weit ins Watt hinaus, aber es ist trotzdem sehr interessant. Und naß. Aber sowas von naß. Von der Jacke tropft es auf die Jeans und durchweicht sie völlig. Auch meine Fototasche muß dran glauben. Zum Glück überlebt es der Fotoapparat.
Den Rest des Tages verbringen wir im Turm bis unsere Fähre fährt. Vom Senatszimmer aus beobachten wir spielende Häschen auf der Wiese. Die haben überhaupt keine Angst, da sie keinerlei Feinde auf der Insel haben.
Fasziniert sehen wir später wir schnell das Wasser wieder da ist. Um halb vier entern wir wieder unser Schiff und ein wunderschönes Wochenende geht dem Ende entgegen.
Wir werden bestimmt wiederkommen. Denn wir müssen noch Bernstein sammeln, Seehunde und Scharhörn besuchen. Außerdem ist es ein wunderbares Fleckchen Erde um ein paar Tage so richtig auszuspannen.

Wir bedanken uns noch mal bei unseren Schenkern: Gerda und Jürgen, Andrea und Alex, Claudia und Markus, Britta und Oli und Jens. Das war wirklich eine tolle Idee!

Austerfischer Auf den Geschmack gekommen? Dann schau doch mal nach diesen Links:
Insel Neuwerk
Neuwerkreisen